Nach 45 Jahren – Deutschlands erste Schwulendemo wird wiederholt

Am 29. April 1972 gingen in Münster homosexuelle Männer erstmals in der Bundesrepublik auf die Straße – in diesem Jahr wird auf der Originalroute erneut protestiert.

Für viele Aktivisten der Siebziger galt Homophobie noch als „Nebenwiderspruch“: Martin Dannecker bei Deutschlands erster Schwulendemo vor 45 Jahren (Bild: Archiv Rosa Geschichten)

Am 29. April 1972 fand in Münster die erste Schwulendemo der Bundesrepublik statt. Nach Aufruf der Aktionsgruppe HSM („Homophile Studenten Münster“, später umbenannt in „Studentische Aktionsgruppe Homosexualität Münster“) trafen sich in Münster über 200 Männer, um gemeinsam zu demonstrieren und mit der Bevölkerung zu diskutieren.

Wichtige Themen gab es damals genug: vor allem Berufsausübungsverbote für homosexuelle Lehrkräfte, aber auch Bildungspläne zur Sexualerziehung und die Diskriminierung auf den Schulhöfen, also Themen, die uns teilweise noch heute bekannt vorkommen. In der Demo-Einladung wies die HSM besonders auf die Wichtigkeit der Solidarisierung mit anderen Gruppen, vor allem Gewerkschaften hin. Die Demonstration gilt als wichtiges Ereignis der zweiten Schwulenbewegung der Bundesrepublik.

Podiumsdiskussion und Wiederholung der Demo

45 Jahre später möchten der CSD Münster e.V., das KCM Schwulenzentrum und das Schwulenreferat des AStA der Uni Münster an das Ereignis erinnern und die Frage stellen, welche Bedeutung es für queerpolitische Bewegungen von heute hat. Unter dem Motto „Schwulendemo damals – LSBTI*-Bewegung heute“ ist für den 27. April um 19 Uhr eine Podiumsdiskussion geplant im Hörsaal S8, Schloss der Universität, Schlossplatz 2.

Noch wichtiger: Am Samstag. den 29. April wollen die drei Initiativen an die Anfänge erinnern und die Demo von 1972 neu aufleben lassen. Ab 11.30 Uhr wird auf der Originalroute von 1972 demonstriert und auf aktuelle Missstände im Jahr 2017 aufmerksam gemacht. Alle Interessierten sind dazu aufgefordert, auch einmal abseits der CSD-Saison für Akzeptanz, Vielfalt und gegen den aktuellen Rechtsruck zu protestieren.

Treffpunkt ist der Schlossplatz vor der Uni Münster. Die Demo endet in der Stadt mit einem kleinen musikalischen Programm und Redebeiträgen aus der queeren Community. (cw/pm)

Bericht/Quelle: queer.de