1971 – 1974
Tragik um Komik prägten die Anfänge der ersten studentischen Schwulengruppe Münsters. Mitte April 1971 rief Rainer Plein per Aushang, zusammen mit einem Kommilitonen, zu einem Treffen „homophiler“ Studenten auf. Die ungewollte Komik bestand darin, dass die Wiege der HSM unter dem Dach der katholischen Kirche Stand. Rainer Plein bezog die Hausmeisterwohnung im Souterrain des Bischöflichen Diözesanarchivs an der Georgskommende. Das Bistumsarchiv wurde somit zur Zentrale der HSM und ihrer Freunde, die sich ungestört in einen alten Abstellraum, zurückziehen konnten. Der Einladung folgten knapp zwanzig Leute. Sie nannten sich zunächst „Homophile Studentengruppe Münster“ (HSM). Am 29. April 1971 gründete sich die HSM. Neben Rainer Plain, als Initiator, unterschrieben Eike Kropik, Winfried Kerstiens, Udo Plein (sein nichtschwuler Bruder), Winfried Lüke, Peter Bierach und als einzige Frau Anne Henscheid die Satzung. Themen der Demonstrierenden waren Beraufausübungsverbote für homosexuelle Lehrkräft, Bildunsgpläne zur Sexualerzeihung, Diskriminierung auf Schulhöfen. Andere, wie der §175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, betreffen uns heute juristisch zum Glück nicht mehr.
Zum ersten Jahrestag ihrer Gründung rief die HSM zu einer bundesweiten Demonstration auf: zur ersten bundeweiten Homosexuellendemo in der Geschichte der BRD. „Lieber ein warmer Bruder als ein kalter Krieger“ dies und weitere Parolen konnten die Münsteraner*innen am 29.04.1972 auf den Plakaten der Demonstrierenden lesen.
Bereits 1974 löste sich die HSM wieder auf. Zu unterschiedlich waren die politischen und persönlichen Ansichten der einzelnen Mitglieder. Einige von ihnen engagierten sich nach der Auflösung weiter für die Rechte Homosexueller.
Anne Henscheid gründete die erste Lesbengruppe in Westdeutschland.
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